oder: How Germans Can Play With Habits
Ich habe auf LinkedIn Kontakte aus vielen Ländern und bekomme natürlich mit, was man in welchen Communities so postet. Ich selbst schreibe übrigens auch hauptsächlich in Englisch – der weltweiten Business-Sprache. In meinem Feed landen die unterschiedlichsten Inhalte. Von interessanten Pressenews über interne Updates, urkomische Comics bis hin zu tief bewegenden persönlichen Geschichten ist die ganze Bandbreite menschlicher Kommunikation vertreten. Auch die kulturellen Unterschiede festzustellen, finde ich amüsant. Denn wenn ich auch kein Schubladendenker bin, so kommt mir doch beim Stöbern in LinkedIn ganz unwillkürlich der Gedanke, dass die Deutschen nun mal ein Volk von Ingenieuren sind. Weltberühmt durch ihre Genauigkeit. Auch deutschsprachige Nicht-Ingenieure verbreiten viel Expertentum und Detailwissen. Wenn es dagegen um Spaß geht, tritt man in Deutschland eher auf die Bremse. Wieviel erfrischender finde ich da meine Freunde aus USA, Großbritannien oder den Niederlanden. Da wird locker über Gott und die Welt gesprochen, schräger Humor, Lifestyle-Witz oder beißende Kommentare passen sich mit Business-relevanten Inhalten zu einem Gesamtkunstwerk zusammen.
Herkunft spielt eine Rolle auf LinkedIn
Meine Beobachtungen stimmen mit den Erkenntnissen vieler Social-Media Experten überein. Bei aller Internationalität spielt in der Kommunikation auf LinkedIn die Herkunft eine viel größere Rolle, als man denkt und es ist nicht nur eine Binsenwahrheit, dass der Deutsche durch seine Detailverliebtheit auffällt, der Brite durch seinen außergewöhnlich trockenen Humor und der Holländer durch seine entwaffnende Direktheit.
Es gibt also einige Unterschiede bei der Nutzung von LinkedIn durch deutsche Geschäftsleute im Vergleich zu ihren Kollegen aus dem englischsprachigen Raum.
Zunächst ist es wichtig zu wissen, dass LinkedIn in Deutschland im Vergleich zu den Vereinigten Staaten und anderen englischsprachigen Ländern noch eine relativ neue Plattform ist. Obwohl es LinkedIn bereits seit 2003 gibt, hat das Businessnetzwerk in Deutschland erst in den letzten Jahren an Popularität gewonnen. Daher gibt es immer noch einige Unterschiede bei der Nutzung der Plattform durch deutsche Experten und Berufstätige.
Ein großer Unterschied besteht tatsächlich darin, dass die Deutschen in ihrer Kommunikation auf LinkedIn eher zurückhaltend und formell sind. Englischsprachige Fachleute sind oft „more casual“ und persönlicher in ihren Interaktionen und nutzen Humor und Geschichten, um Verbindungen aufzubauen. In Deutschland hingegen konzentriert man sich eher auf Fakten und Daten. Deutsche können – vor allem auf Personen aus dem englischen Kulturkreis – in ihrer Kommunikation ernst oder sehr zurückhaltend wirken. Vielleicht liegt es auch daran, dass man in der deutschen Sprache erst mal das Thema „Du?“ oder „Sie?“ bewältigen muss. Einige meiner Freunde verwenden mittlerweile gerne den Hashtag #gerneperdu. Auch viele Unternehmen wollen sich die lange Quälerei nicht mehr antun. Aber das macht jeder, wie er will.
Titel und Qualifikationen werden in Deutschland höher gewertet.
Ein weiterer Unterschied besteht darin, dass deutsche Berufstätige bei der Erstellung ihres LinkedIn-Profils oft mehr Wert auf ihre akademischen und beruflichen Qualifikationen legen. Das liegt zum einen daran, dass akademische Titel und Qualifikationen in Deutschland einen hohen Stellenwert haben. Zum anderen wird in Deutschland LinkedIn immer noch in erster Linie als Instrument für die Stellensuche und das Recruiting angesehen.
Dass aktives Netwerken auch Recruiter auf den Plan ruft, ist jedoch seit langem ein offenes Geheimnis: Executive Search und Netzwerken/Geschäftsentwicklung gehen auf LinkedIn Hand in Hand und vornehme Zurückhaltung bringt weder geschäftliche Lorbeeren noch gute Angebote.
Sichtbarkeit ist alles!
Wie kannst du also auf dich aufmerksam machen? Hier sind ein paar Praxis-Tipps:
- Erstelle ein starkes Profil: Ja, deutsche Fachkräfte legen großen Wert auf akademische und berufliche Qualifikationen. Stell jedoch auch sicher, dass dein LinkedIn-Profil deine Werte und Ziele klar und prägnant hervorhebt. Zeige dich als Mensch mit Humor und Verstand.
- Engagiere dich in Gruppen: LinkedIn-Gruppen sind eine gute Möglichkeit, mit anderen Fachleuten in deiner Branche in Kontakt zu treten und dein Netzwerk auszubauen. Suche nach Gruppen, die für dein Fachgebiet relevant sind, und beteilige dich an Diskussionen und Unterhaltungen. Sprich als Mensch, so wie du dich mit Kollegen unterhalten würdest.
- Inhalte teilen: Das Teilen von Artikeln, Blogbeiträgen und anderen Inhalten, die sich auf deine Branche beziehen, ist eine gute Möglichkeit, dein Fachwissen zu demonstrieren und deine Glaubwürdigkeit auf der Plattform zu steigern.
- Sei regelmäßig aktiv: Wenn du regelmäßig mit deinen Kontakten „sprichst“, deren Beiträge likst und kommentierst, baust du tragfähige Beziehungen auf und zeigst dich mit deiner Persönlichkeit, mit deinem Humor und mit deiner Erfahrung. Schau hier mal meine Angebote dazu an.
- Sei authentisch und mutig: Probier´ einfach mal aus, weniger formell zu sein und etwas von dir selbst zu zeigen. Scheue dich nicht, deine Interessen und Hobbys außerhalb der Arbeit mitzuteilen oder Humor und Geschichten zu verwenden, um mit anderen in Kontakt zu treten.
Geh am besten einen Schritt und schau, was passiert: Welches Feedback bekommst du? Anerkennende Likes? Nette Kommentare? Dann bist du auf dem richtigen Weg.
Aber Achtung: Politisches oder Religiöses solltest du außen vor lassen. Damit trittst du zu schnell ins Fettnäpfchen. Das hat auch im Business nichts verloren.
Deutsches Bier als Business-Enabler
Zum Schluss hier noch ein Rat einer guten Freundin aus Den Haag: Auch wenn das deutsche Bier sehr gut schmeckt: Alles bierernst zu sehen, steht den Deutschen einfach nicht.
Wenn ich dir zu deinem Profil oder zu deinem Auftreten auf LinkedIn Feedback geben kann oder du eine Begleitung oder Starthilfe für LinkedIn suchst, ruf gerne bei mir durch oder reserviere dir einen Termin in meinem Kalender.
Eva